Samstag, 30. September 2017

GAK - DSV Leoben

Graz, Sportzentrum Graz-Weinzödl
Landesliga (Steiermark), 1.501 Zuschauer, 2:2


Nach dem finanziellen Kollaps -  und dem damit verbundenen Abstieg in die unterste Spielklasse - ist der GAK nach 3 Meistertitel in Folge wieder in der Landesliga angekommen. Seit dem "Neuanfang" in der 1. Klasse trägt der GAK seine Heimspiele im ehemaligen Trainingszentrum, dem heutigen Sportzentrum Weinzödl aus. Dort wurde zwecks Erhöhung der Zuschauerkapazität mit Hilfe der Anhänger eine 2. Tribüne errichtet.

Das es in der Landesliga keinen weiteren Durchmarsch geben wird, war zu erwarten. Rang 4 und 6 Punkte Rückstand auf den aktuellen Leader Fürstenfeld waren scheinbar Grund genug, Langzeittrainer Gernot Plasnegger zu feuern bzw gehen zu lassen. Die Fans bedanken sich heute im Laufe des Spiels mit einem Spruchband für ihren Ex-Coach. Der hat in der Zwischenzeit bei der Lustenauer Austria übrigens rasch einen neuen Job gefunden.

Heute ist mit dem DSV Leoben ein weiterer Traditionsverein zu Gast im Norden von Graz. Beim Einmarsch der Akteure bieten die GAK-Fans eine nette Choregraphie an. Die Anhänger sind heute überhaupt in Hochform, dazu brennt es immer wieder lichterloh im Fansektor der Rotjacken. Die Stimmung ist so, wie man es sich wünscht bei einem Fußballspiel.

Nach einem etwas verhaltenen Beginn, kommen auch die GAK-Spieler immer besser in Fahrt und erzielen in der 21. Minute die Führung. Der DSV, der im unteren Tabellendrittel angesiedelt ist, versucht in Halbzeit 1 den knappen Rückstand über die Zeit zu bringen. Mehrmals gibt es längere Unterbrechungen, weil sich wieder ein Leoben-Spieler am Boden wälzt. Das bringt einen älteren Fan neben mir auf die Palme: "Steh auf amol! Du Schauspüla! Kruziteifel nu amol!" Als der GAK quasi mit dem Halbzeitpfiff auf 2:0 erhöht, ist auch dieser Herr wieder beruhigt.

Lange Zeit spricht nichts für die Gäste aus der Obersteiermark. Der GAK hat nach wie vor die besseren Chancen. Als ein scharfer Schuss knapp am Tor vorbeistreicht, schreit ein weiterer Fan in meiner Nähe "Jo bist du Fetzn!". Der Fankern stimmt indessen erste Schmähgesänge Richtung Auswärtssektor an.

Zu früh sollte man sich nie in Sicherheit wägen. Dem DSV gelingt aus dem Nichts in der 75. Minute der Anschlußtreffer. Der GAK agiert nun nervös! Man spürt, das hier noch etwas passieren wird. Und tatsächlich: In der 90. Minute erzielt Leoben den Ausgleich zum 2:2. Die mitgereisten Leoben-Fans können es nicht fassen, ein Herr mit Bierbauch läuft halbnackt quer übers Feld. Was für Szenen!

Das 2:2 ist für den GAK eine gefühlte Niederlage, Gesänge kommen nun nur mehr aus dem Gästesektor, unter anderem revanchiert man sich mit "Ihr seid Scheiße wie der KSV!" für die Schmähgesänge, die man 20 Minuten davor noch ertragen musste.

Diese Partie zwischen den beiden Traditionsvereinen GAK und Leoben war Werbung für den Fußballsport.
















































Grazer SC - USV Kainbach-Hönigtal II

Graz, Gruabn
1. Klasse Mitte A (Stmk.), 50 Zuschauer, 1:2


Die Grazer Gruabn kann man ohne einem Anflug einer Übertreibung wohl als legendär bezeichnen. Zwischen 1919 und 1997, also 78 Jahre lang, trug hier der SK Sturm seine Heimspiele aus. Seit dem Jahr 2006 spielt nun der Grazer SC in der Gruabn. Irgendwie passend, ist doch der GSC ein Traditionsverein, der in den Urzeiten des österreichischen Fußballs sogar einige Saisonen in der höchsten Spielklasse Österreichs tätig war. Hier gibt es für Interessierte ausführlich Informationen über die Vereinsgeschichte.

Diese glorreichen Zeiten sind leider lange vorbei, die Gegenwart lautet 1. Klasse Mitte A, das ist die 8. Leistungsstufe im Österreichischen Fußball - und zugleich die unterste in der Steiermark. Die Zuschaueranzahl von 50 ist der Spielklasse angemessen, aber wer glaubt, es wäre hier nix los, der irrt gewaltig.

Der Fanclub des GSC, die Tramway Funatix, sorgt dank Dauersupports für Unterhaltung während der kompletten 90 Minuten. Das Repertoire an Fangesängen ist gewaltig! Erfreulicherweise höre ich hier Gesänge, die mir bislang auf Sportplätzen noch nicht zu Ohren gekommen sind. So ist unter anderem Happy Together von den Turtles - in einer entsprechenden Vereinsversion - mit dabei. Auch der Gesang für den Schiri nach einer korrekten Abseitsentscheidung ist mir neu ("Der Schiri ist ein guter Mann"). Zudem beweist mein (verwackeltes) Video, dass ein Wechselgesang auch bei 50 Zuschauer funktioniert.

Vor dem besonderen Charme des Sturmplatzes entwickelt  sich zwischen dem GSC und der 2. Mannschaft aus Kainbach-Hönigtal ein ausgeglichenes Spiel. Während ich auf der Gegentribüne auf einem schulbankähnlichen Platz meine Jause verdrücke, drückt ein GSC-Striker die Kugel zum 1:0 in die Maschen. Die Funatix feiern dies mit einem Trinkspruch. Prost! 1:0 ist der Halbzeitstand.

Die 2. Seite geb ich mir - mit einem Kaffee bewaffnet - auf der uralten, aber wunderbaren Holztribüne. Eine Tribüne, die wohl viele Geschichten erzählen könnte!. Das heutige Spiel wird darin wohl nicht vorkommen. Am Schluss feiern die Gäste, denn es gelingt der 2. aus Kainbach-Hönigtal doch tatsächlich, dieses Spiel noch zu drehen. Die Funatix singen dazu "Scheiß egal, scheiß egal, scheiß egal!". Dieser Meinung schließe ich mich an.

Fakt ist, dass die die Gruabn in keinem Groundhopping-Portfolio fehlen sollte - und dass mit dem GSC eine würdige Mannschaft die Gruabn bespielt. Hoher Kultfaktor! Weiter geht meine heutige Reise nach Graz-Weinzödl,wo ein weiterer Traditionsverein auf mich wartet.