Czech Liga, 4.923 Zuschauer, 0:1
Das Ďolíček ist ein Old-Style-Stadion. Eröffnet wurde es am 27.3.1932 (!). Es bietet eine Kapazität von 6.863 Plätzen. Mit 4.923 Zuschauer ist es heute gut gefüllt, auch aus Liberec sind einige Anhänger angereist. (Bild 12).
Wir kaufen uns eine Karte im Fansektor um umgerechnet 5,55 Euro. Diese Entscheidung ist eine sehr gute, dieser Fansektor lässt einem Fußballfan das Herz höher schlagen. Möglicherweise liegt das auch ein wenig an den Farben Grün-Weiß. Mitfahrer Hannes ist von der Tribüne begeistert: "Das ist ja wie die ehemalige West ohne Dach". So unrecht hat er damit nicht. Die Stimmung ist hervorragend, die Fanszene ist top. Bengalos, Choreos und laufender Support! Man fühlt sich irgendwie "zu Hause".
Die Bohemians beginnen ambitioniert. In der 1. Halbzeit ist man die überlegene Mannschaft, doch man hat im Abschluss kein Glück: Einmal trifft man per Weitschuss die Latte und dann hat man unglaubliches Pech, als ein (zu) gut platzierter Schuss von einer Stange zur anderen prallt und dann wieder ins Feld zurückspringt. Unfassbar, dass wir genau dieselbe Aktion einen Tag später durch Steffen Hofmann bei Rapid - Red Bull noch einmal erleben sollten....
Während die Kicker in der Pause Ihre Taktik adaptieren, genießen wir ein Pivo im Bohemians-Becher.
In Halbzeit 2 bekommt Bohemians keinen Zugriff mehr aufs Spiel, wie Hannes völlig richtig analysiert. Liberec spielt hingegen so, wie man es sich von einem Viertplatzierten erwartet: Trocken und humorlos, aber taktisch klug. Das 0:1 durch einen Schuss ins lange Eck ist die Folge. Bohemians probiert viel, kommt aber nur mehr zu einem Torschuss. Dieser geht wiederrum an die Latte. Über 90 Minuten gesehen ist diese Niederlage unverdient. Aber sowas erlebt man ja desöfteren in diesem Sport.
Doch die Fans feiern Ihre Mannschaft samt dem Känguru nach Abpfiff mit Dauergesängen und viel Rauch - als hätten Sie heute etwas Großes gewonnen Wäre ich ein Prager, wären die Bohemians meine Mannschaft, das steht fest.
Weitere Highlights im Ďolíček sind zu einem das Loch im Schutznetz zu den Fans für den Vorsänger (Bild 10) und zum anderen die Tatsache, dass der Mann bei seiner "Pinkelpause" hier das Spiel aus erhöhter Lage weiter beobachten kann. Leider hab ich davon kein Foto, aber die Hopperkollegen, die das Ďolíček auf der Fantribüne besuchen, sollten dies unbedingt ausprobieren .-)
Für diejenigen, die sich fragen, wie man zum Namen Bohemias gekommen ist und was ein Känguru in einem tschechsichen Vereinslogo zu suchen hat,, gibt es hier die Erklärung: 1927 unternahm der AFK Vršovice unter dem Namen Bohemians eine ausgedehnte Australientournee über mehrere Monate - mit etlichen Spielen in Down Under. Man reiste damals übrigens 23 Tage mit dem Schiff in das ferne Land. Bei einem dieser Spiele bekam man ein Kängurupaar überreicht. Nach dieser Tournee beschloss man den Namen Bohemians zu behalten - und das Känguru wurde ab sofort das Wappentier.
Dieses Spiel war eines der bisher schönsten in diesem Blog. Gefeiert wurde dieses Erlebnis in einem "old-style-Beisl", welches uns von einem Fan empfohlen wurde. Dort wurde das mir bis jetzt unbekannte Bakalář gezapft. 0,5 Liter um 23 Kronen (85 Cent). Ein ausgezeichnetes Abendessen in einem typisch tschechischen Lokal in Stadionnähe - also abseits der Touristenmassen - rundet diesen schönen Tag ab.
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