Wien, Hellas-Sportarena
2. Landesliga (Wien), 50 Zuschauer, 2:1
Ziel für den heutigen Samstag ist es ein Live-Spiel zu besuchen, bei dem ich rechtzeitig zum Anpfiff des EM-Achtelfinale zwischen Italien und Österreich wieder zu Hause bin. Fündig werde ich im Stadtteil Kagran in Wien-Donaustadt. Dort trifft in der 2. Landesliga Hellas Kagran in der vorletzten Meisterschaftsrunde auf Siemens Großfeld aus dem Nachbarsbezirk Floridsdorf. Diese beiden Mannschaften sind auch in der Tabelle Nachbarn, es geht um die goldene Ananas, was in diesem Fall den 9. Platz bedeutet.
Bei tropischen Temperaturen, also passend zur Ananas, lockt diese Tabellenkonstellation 50 Besucher auf den Hellas-Platz. Hier dürfte es sich um den Durschnitt handeln, zu Beginn waren es deutlich weniger, bei Abpfiff werden es wohl 100 gewesen sein. Beim Eintritt schwindelt sich ein älterer Herr mit den Worten "Tuat ma lad, i bin Analphabet!" am eh schon gewohnten Registrieren wegen Corona äußerst elegant vorbei.
Kurz nach dem Anpfiff werde ich von einem Besucher mit Zitaten verwöhnt. Beim Blick auf die Spieler der gegnerischen Mannschaft meint dieser: "Des is a übaschaubare Truppe, de Blauen. De wirken ned so dynamisch!" Es folgt ein lautes Lachen. Keine Minute später die nächste Meldung: "Wos wor denn des? A eingsprungener Doppelaxel mit ana Schraubn?" Nach dieser Aussage muss ich spontan an Hopperkollegen Axel denken, der ja auch gerne doppelt.
Um einen unendlichen Eintrag zu vermeinden, verlasse ich die Szenerie und konzentriere mich unter dem Schatten eines Baumes auf das Geschehen am Rasen. Hellas geht in der 7. Minute in Führung und ist in der Folge dem 2. Tor sehr nahe. Ab der 20. Minute übernehmen plötzlich die doch sehr dynamischen Gäste das Kommando. Goalie Klooss ist davon nicht gerade begeistert: "Des gibt's jo ned, 20 Minuten und mir san kaputt! Wia a Kindamonnschoft!"
Der Ausgleich folgt 3 Minuten später. Klooss zeigt sich darüber mit den Worten: "Des hod sich obzeichnet" alles andere als überrascht. Danach besinnt er sich wieder und versucht seine Mitspieler zu motivieren. Dies dürfte fruchten, denn Hellas geht in der 31. Minute abermals in Führung, mit der es auch in die Pause geht. In dieser besuche ich den Kagraner Auftragsgriller, der mir eine Käsekrainer ans Herz legt. Da man einem Auftragsgriller nicht widerspricht, wird diese kurze Zeit später auch schon verzehrt.
Die 2. Halbzeit bringt zwar keine Tore, aber dafür etliche Härteeinlagen inklusiver der einen oder anderen Rudelbildung. Wie so oft entladen sich die Emotionen der Besucher auf den Schiri, vor allem nach der gerechten Gelb-Roten für einen Akteur der Gastgeber. Ein "Fan" schafft es halbwegs ruhig zu bleiben und stellt folgende Frage in den Raum: "Schiri, konn des sei, dass du an Poscha host?" Man muss sie lieben, die Wiener....
Dank des Dreiers liegt Hellas nun 5 Punkte vor dem heutigen Kontrahenten und kann damit nicht mehr vom 9. Rang verdrängt werden. Ob damit das Saisonziel erreicht wurde, ist mir jedoch nicht bekannt.
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