Sonntag, 10. Januar 2016

Tottenham Hotspur - Leicester City

London, White Hart Lane
FA-Cup (England), 35.805 Zuschauer, 2:2


Nachdem gestern die FA-Cup Premiere im Upton Park gefeiert wurde, wird heute mit der Partie Tottenham vs Leicester noch einmal nachgelegt. Da das Spiel erst um 16 Uhr stattfindet, haben wir noch ausreichend Zeit für die anderen Dinge, die man in fremden Städten halt so macht.

In diesem Fall sollte dies eine Sightseeing-Runde durch London sein. Am Programm stehen Big Ben, Houses of Parliament, das London Eye sowie Tower & Tower Bridge. Das ergibt in der Summe einen ansehnlichen Fußmarsch. Andreas fällt gleich zu Beginn mit der Meldung "Ich hasse Touristen" auf. Diese Meldung kann in dieser Situation durchaus als Kurios bezeichnet werden.

Nach diesem Programm geht es via Under- & Overground zur White Hart Lane, der legendären Heimstätte von Tottenham. Auch hier wird bereits kräftig in ein neues Stadion investiert, welches 2017 fertig sein sollte. Rund um die White Hart Line befindet sich auf jeden Fall schon eine riesige Baugrube.

Der heutige Gegner im FA-Cup ist mit Leicester City die derzeitige Mannschaft der Stunde in England. Die Foxes liegen derzeit am 2. Tabellenplatz in der Premier League. Tottenham selbst ist Vierter, also kann man hier durchaus von einem Spitzenspiel sprechen.

Wir sind bereits 1 Stunde vor Anpfiff im Stadion. Am Bildschirm werden ständig diverse Videos vorgespielt. Neben den Highlights der letzten Partien werden auch historische Videos gezeigt, unter anderem die schönsten Tore von Legende Gary Lineker oder auch von David Ginola. Desweiten wird man informiert, dass es in den letzten 68 (!!) Partien gegen Leicester kein einziges 0-0 gab. Das sind sehr gute Vorzeichen.

Natürlich ist auch dieses Spiel ausverkauft, bei den stets reisefreudigen Engländern ist auch der Auswärtssektor komplett gefüllt. Wie von uns erwartet sehen wir heute einen Österreicher in der Startelf. Es ist edoch nicht Christian Fuchs bei den Foxes, der heute geschont wird, sondern Kevin Wimmer bei Tottenham. Der sollte über die ganze Spielzeit eine ordentliche Leistung zeigen, soviel wird hier vorweggenommen.

Bereits in der 9. Minute bringt Christian Erikson die Spurs in Führung. Die Serie ohne 0-0 ist somit auf 69 prolongiert. Tottenham ist überlegen, doch Leicester macht durch Wasilewski mit der 1. Chance den Ausgleich per Kopf. Das Spiel ist kurzweilig und temporeich. Es gibt kaum Fouls und Unterbrechungen, ein Phänomen, welches wir bereits gestern bei West Ham beobachten durften. Tottenham zeigt teils sehenwerte Spielzüge und hat zur Pause einen Ballbesitz von 72 %.

Doch Ballbesitz schießt keine Tore, Leicester geht in der 48. Minute durch Okazaki abermals in Führung. Ein Anhänger ist fassungslos: "This is shocking" wird gleich 6mal (!) von ihm gegeben. Nachdem Leicester-Goalie Caspar Schmeichel sich wiederholt Zeit lässt bei einem Abstoß, meint er "He's even slower than his father".  Mein persönliches Zitat des Tages ist schließlich folgende Kritik von ihm an den Schiri: "Is he Stevie Wonder?"  Herrlich, dieser in tiefster Verzweiflung entstehende Humor.

Tottenham ist nach wie vor sehr dominant, doch die Konter von Leicester sind brandgefährlich. Zweimal verzieht man nur ganz knapp. Der derzeitige Hero der Spurs, Hary Kane, rettet schließlich in der 89. Minute per Elfmeter doch noch das 2-2. Die Regeln des FA-Cups schreiben in diesem Fall ein Wiederholungsspiel in Leicester vor. Am Mittwoch gibt es übrigens dieselbe Begegnung auch in der Premier-League. Das sind dann 3 Begegnungen zwischen diesen beiden Teams innerhalb von 9 Tagen (!). Eine Kurzzusammenfassung vom heutigen Duell gibt es hier.

Für mich war dieses Spiel eines der besten, die ich bisher beobachten durfte, von der Intensität her vermutlich sogar das Beste. England sieht mich sicher wieder, der Fußball ist und bleibt hier einzigartig.





















 






Samstag, 9. Januar 2016

West Ham United - Wolverhampton Wanderers

London, Boleyn Ground
FA-Cup (England), 34.547 Zuschauer, 1:0

 
Es gibt 2 guten Gründe, dieses Wochenende nach London zu reisen: Zu einem ist es der der Flugpreis von 60 Euro, aber vor allem ist es die Heimstätte von West Ham United, der Boleyn Ground. West Ham übersiedelt im Sommer ins Olympiastadion, somit ist der Besuch des Upton Parks, wie das Stadion im allgemeinem bezeichnet wird, ein absolutes Muss.

Flugzeug und Bus bringen uns ins Londoner Zentrum. Wir passieren bei dieser Fahrt auch das angesprochene Olympiastadion. In der Innenstadt werden die leeren Energiereserven mit einer traditionellen Englischen Mahlzeit aufgefüllt: Mit einem Burger! Tja, für das Essen sind die Engländer nicht unbedingt berühmt. Zur Verteidigung muss aber gesagt werden, dass die Burger in London durchaus ansprechend schmecken.

Da wir bis zum Check-In im Hotel noch ein wenig Zeit übrig haben, entscheiden wir uns für eine Besichtigung des Buckingham-Palace, der sich nicht weit entfernt von unserer Schlafstätte befindet. Die Queen stellt sich jedoch nicht bei uns vor! Wegen der sind wir aber auch nicht hier!

Nachdem wir das Zimmer beziehen, trennen sich unsere Wege. Alex fährt mit 2 weiteren Hoppern nach Brentford, Andi und ich nehmen die Underground zur Station Upton Park. Das Stadion befindet sich in einer quirligen Gegend, mit einem großen Markt und zahlreichen Burger-Ständen, die bei den Heimspielen gutes Geld verdienen.

West Ham United hat heute im FA-Cup die Wolverhampton Wanderers zu Gast. Zur Ausgangslage: Die Hammers liegen derzeit am hervorragenden 6. Platz in der Premier League, die Wölfe befinden sich in der Championship, also der 2. Leistungsstufe, im Mittelfeld.

Der FA-Cup wurde erstmals in der Saison 1871/72 (!!) ausgetragen und ist somit der älteste Fußball-Wettbewerb überhaupt. Wie immer ist der Upton Park auch heute ausverkauft.

Die Hausherren legen los wie die Feuerwehr, es gibt viele Torchancen, doch Wolverhampton kann sich im Laufe des Spiels immer besser auf den Gegner einstellen und verteidigt äußerst geschickt. Der Fan neben mir wird langsam ungeduldig und bringt dies mit einem langgezogenen "Come on" und später mit einem verzweifelten "Oh, Jesus" zum Ausdruck.

Zur Halbzeit steht es 0:0. Wir befinden uns direkt über dem Gästemob, der aus gut 3.000 Besuchern besteht. Die sind sehr gut drauf und manchmal so richtig laut! Von West Ham kommt nicht ganz so viel, amüsant anzusehen ist der Pöbel, der sich in unmittelbarer Nähe der Fans der Wolves angesiedelt hat, allemal.

Der Upton Park ist typisch englisch ... So soll ein Stadion sein, welch Wohltat in Zeiten der Einheits-Arenen. Typisch für West Ham sind die Bubbles, immer wieder werden während des Spiel Seifenblasen durch das Stadion "gejagt". Auch die kuriose Durchsage "Mister Moon is in the ground" sowie "Mister Moon left the building" wurde von uns vernommen. Dies hat einen historischen, mir nicht näher bekannten, Hintergrund.

In Halbzeit 2 ändert sich nicht viel am Spielgeschehen, West Ham dominiert, doch auch Wolverhampton kommt nun zu einigen Chancen. Als wir innerlich schon mit einem 0-0 rechnen, kommt der große Auftritt von Ex-Rapidler Nikica Jelavic, der per Volley in der 85. Minute das 1-0 für die Hammers erzielt. In der Rapid-Viertelstunde also ...  Nun wachen auch die Fans von West Ham auf und singen sich die Seele aus dem Leib. Herrlich der Konter der Gästefans, der ein "You only sing when you're winning" anstimmt! Trotz der Nachspielzeit von 6 Minuten können die Wölfe das Spiel nicht mehr drehen. Hier gibt es die Zusammenfassung der Highlights.

Nach dem Spiel wird der 2. Burger des heutigen Tages von einem der oben angesprochenen Burger-Buden getestet. Es gibt wohl gesündere Mahlzeiten. Aber wie soll man da nur nein sagen können, wenn vor dir so ein saftiges Stück Fleisch auf dem Grill vor sich hinprasselt. Kombiniert mit dem Zwiebel, der sich ebenfalls auf dem Grill befindet, ergibt das ein 1a-Geschmacks-Erlebnis!

2 Stunden nach dem Schlusspfiff finden wir auch Alex trotz der aussagekräftigen Meldung "Ich bin bei der großen Kirche" wieder. Gemeinsam werden noch 2 Pubs besucht, in denen wir Bier (Barnsley Craft Beer) und Cider konsumieren. Sehr angetan sind wir vom "Pride of Pimlico". Ein Pub, wie man es sich wünscht.... mit vielen charismatischen Menschen inklusive Darts und Billard. Da könnte man mehrere Alltagsgeschichten drehen....