Ertl, Sportplatz
2. Klasse Ybbstal/Alpenvorland, 620 Zuschauer, 2:1
Dank eines 3:1-Erfolges gegen Scheibbs vor 2 Wochen verdrängte der FC Ertl die Scheibbser von der Tabellenspitze der 2. Klasse Ybbstal/Alpenvorland. Dadurch hat man heute im letzten Saisonspiel die Chance, sich erstmals in der Vereinsgeschichte zum Meister zu krönen. Dazu benötigt es "nur" einen Sieg gegen die ÖTSU Steinakirchen, die im Mittelfeld der Tabelle liegen.
Diese Ausgangslage, und wohl auch der Umstand, dass im Spiel gegen Scheibbs nicht mir Pyro gespart wurde, überzeugten auch Brucki. Es geht also zu weit in die 1.250 Einwohner zählende Gemeinde, die im Bezirk Amstetten liegt. Apropos Brucki: Mit ihm kommt es vor dem Spiel zu einem Biertausch, während ich ein "doppeltes" Bier aus Tschechien bekomme, erhält Brucki von mir eines aus Bayern. Die Tauschbiere werden am Parkplatz verkostet.
Ein Herr sieht das und möchte auch gleich wissen "ob wir leicht die Bierverkäufer sind?" Unsere Verneinung nimmt der offensichtlich schwer unterhopfte Herr mit Enttäuschung zur Kenntnis. Nach der Stärkung geht es auf den Sportplatz, wo wir uns als Nachspeise mit Spiralkartoffeln eine rare Sportplatzspeise genehmigen.
620 Besucher wollen heute bei dem möglicherweise historischen Ereignis mit dabei sein. Auf einer der Längsseiten dienen übereinandergestapelte Paletten als Zusatztribüne. Schon vor dem Anpfiff brennt ein motivierter Bursche einen Test(?)-Bengalo ab. Der Test gelingt, also wird beim Auflaufen der Mannschaften gleich noch einmal gezündelt.
Man sieht es den Spielern an, was heute auf dem Spiel steht. Ertl wirkt gehemmt, während Steinakirchen locker darauf los spielt. In der 19. Minute folgt tatsächlich die kalte Dusche, Fabian Zehetner trifft - nicht unverdient - zur Führung der Gäste. Nachdem nur kurz darauf Steinakirchen eine weitere gute Chance vergibt, meint ein Herr neben mir überraschend ruhig: "Hinten samma a bissl nervös!"
Die nicht nur hinten nervösen Jungs aus Ertl kämpfen sich jedoch zurück in die Partie - und gleichen in der 31. Minute durch Rene Steinparzer zum 1:1 aus, was auch den Halbzeitstand bedeutet. Die 15 Minuten in der Pause gehören der Musikkapelle Ertl, die die eine oder andere bekannte Melodie zum Besten gibt.
Nicht ganz so souverän wie die Kapelle agiert der Fußballverein, der sich auch in der 2. Halbzeit schwer tut. Als um die 80. Minute plötzlich Bengalos gezündet werden, frage ich Brucki, warum das ausgerechnet jetzt passiert? Natürlich hat Brucki der Szenespezialist, eine Antwort auf Lager: "Naujo, sie san vors Tor kumma!"
Es mag Zufall sein, aber während dieser Pyroeinlage versenkt der Spieler mit dem klingenden Namen Stanislav Klobasa die Kugel zum 2:1 im Tor, was zu einer kurzzeitigen Eskalation im Publikum führt. In den restlichen 10 Minuten verteidigt Ertl die Führung erfolgreich, womit man nun tatsächlich erstmals in der Vereinsgeschichte einen Meistertitel feiern kann. Nach dem Schlusspfiff stürmt gefühlt der halbe Ort auf das Spielfeld, um mit den Jungs zu feiern. Wer kann es ihnen verdenken? Herzlichen Glückwunsch!
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