Großwarasdorf, Sportplatz
1. Klasse Mitte (Burgenland), 90 Zuschauer, 2:2
Da zwischen Abpfiff in Kroatisch Minihof und Anstoß in Großwarasdorf über eine Stunde liegt, die Entfernung zwischen den beiden Ortschaften aber nur 8 Kilometer beträgt, ist die Frage, wie man diese Zeit sinnvoll überbrückt. Ich schaffe dies, indem ich das Schloss Nebersdorf sowie den Sportplatz in Kleinwarasdorf besuche. Dort trug die SPG HRVATI bis vor kurzem ihre Heimspiele aus.
Die Spielgemeinschaft entstand 2016 aus dem Zusammenschluss der Vereine Großwarasdorf-Nebersdorf und Kleinwarasdorf. Seit dieser Saison kickt man am frisch sanierten bzw. umgebauten Sportplatz in Großwarasdorf. Kleinwarasdorf hab ich leider verpasst, aber wer weiß, was die Zukunft bringt...
Rund 15 Minuten vor dem Anpfiff stehe ich in der Schlange an der Kasse, wo eine Dame darauf achtet, dass der 1-Meter-Corona-Abstand auch eingehalten wird. Der Herr vor mir wird vom Kassier mit dobar dan begrüßt. Ich achte auch auf die Musikbeschallung, da Philipp vor 2 Wochen hier Jelena Rozga gehört hat. Die hör ich zwar nicht, trotzdem kommt dank kroatischer Folklore auch bei mir so etwas wie Urlaubsstimmung auf.
Der Platzsprecher ist ob des Derbys ziemlich euphorisch. Nachdem er die Besucher herzlich zum Kroaten-Derby begrüßt, kommt die Durchsage: "Wir begrüßen auch die Gäste aus Kroatisch Geresdorf, aber heute werden die 3 Punkte bei uns bleiben!" Das ist insofern eine gewagte Aussage, da HRVATI derzeit mit 4 Punkten das Tabellenschlusslicht ist. Die Gäste liegen übrigens im Mittelfeld.
Angespornt vom Platzsprecher erwischen die Gäste vor offiziell 90 Besuchern einen Traumstart. Laszlo Bacsi bringt sein Team bereits in der 4. Minute in Führung. Gosztola gleicht Mitte der Halbzeit aus. Wie vor einer Woche in Schwarzenbach beginnt es auch heute kurz vor der Pause heftig zu regnen. Die Serie von 4 gelben Karten innerhalb kurzer Zeit hängt wohl auch damit zusammen.
Zur Halbzeit steht es 1:1, der Platzsprecher wiederholt in der Pause seine Ansprache, dass die Punkte heute in Großwarasdorf bleiben werden. Da bei der Kantine für Kotelettsemmerl und Schnaps geworben wird, greife ich zu - bei der Semmel wohlgemerkt.
In der 2. Halbzeit unterhalten mich vor allem die Besucher auf der Tribüne. Die Stimmung ist hitzig, vor allem die Gästefans dürften auch beim Schnaps zugegriffen haben. Negativer Höhepunkt ist eine Bierdusche für einen HRVATI-Spieler. Eine Dame ist nach dieser Szene (zurecht) empört und plärrt Richtung Ordner: "Hauts es ausse, de Sch*** Geresdorfer!" Derbystimmung!
In der 87. Minute erzielt Laszlo Bacsi mit seinem 2. Tor die vermeintliche Vorentscheidung für HRVATI. Doch dann kommt die 2. Minute der Nachspielzeit. Nach einem Gerangel im Strafraum verliert Goalie Dujmovic die Nerven und stößt seinen Gegenspieler nieder. Das gibt Rot und Elfmeter für Geresdorf. Dieser wird von Szilvester Wertetics sicher verwandelt. Unmittelbar danach pfeift Schiri Jeger das Spiel ab.
Während die schreiende Dame von zuvor meint, dass Ihr Blutdruck jetzt auf mindestens 300 ist, überwindet ausgerechnet der Platzsprecher rasch den Last-Minute-Schock und spricht von einem spannenden Spiel und einem gerechten Unentschieden. Sehr fair!
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