Wien, Sportplatz Donau
Regionalliga Ost Play-Off, 1.200 Zuschauer, 1:1
Mein letztes Spiel der Fußball-Saison 2021/2022 sollte nochmals eine Perle sein. Am Donauplatz begegnen sich der SV Donau und der Kremser SC. Es ist das entscheidende Spiel um den Aufstieg in die Regionalliga Ost, welchen sich die Zweitplatzierten aus den Landesligen NÖ, Wien und dem Burgenland ausspielen.
Nachdem Krems Parndorf 7:1 abgeschossen hat, nahm der SV Donau aus dem Burgenland ein X mit nach Wien. Für die langsamen Rechner unter uns heißt das, dass die Gastgeber heute gewinnen müssen, während für Krems ein Unentschieden für den Aufstieg reicht.
Vor 8 Jahren war ich schon einmal hier am Gelände, damals wurde das Spiel gegen den Favoritner AC jedoch am Kunstrasenplatz ausgetragen. Dieser Makel hat mich zwar nicht großartig gestört, aber schon damals dachte ich mir, dass es irgendwann mal passen wird mit einem Spiel am Hauptfeld. Das Warten hat sich gelohnt.
Da ich nach dem Vorspiel in Jarovce noch einige Zeit zu überbrücken habe, entscheide ich mich vor dem Duell der beiden Donau-Teams den Donaupark zu besuchen. Nach einer ausgiebigen Parkrunde hole ich mir im Donaubräu am Fuße des Donauturms meinen 2. Bierpunkt an diesem Tag. Noch nie hatte ich so viel Donau an einem Tag.
Eine dreiviertel Stunde vor dem Anpfiff erreiche ich den Sportplatz, wo man schon jetzt eine Zeit lang anstehen muss. Das Angebot ein Tombolalos zu kaufen, lehne ich wie immer ab, obwohl es ein signiertes Stuttgart-Trikot von Sasa Kalajdzic zu gewinnen gibt. Kalajdzic hat hier mit dem Kicken begonnen.
Während ich die restliche Zeit bis zum Anpfiff sinnvoll mit dem Verzehr einer Käsekrainer nütze, widmen sich andere dem Gerstensaft. So meint ein korpulenter Herr: "Des is des blede, wonn ma so fruah do is: Do hod ma scho zwoa intus, bevor des Spü übahaupt onfongt."
Um 17.30 Uhr führt Schiri Kettlgruber die beiden Teams vor der fantastischen Kulisse von 1.200 Besuchern auf das Feld. Die Kremser, angetrieben von den zahlreich mitgereisten Anhängern, sind zu Beginn dominant. Die Führung scheint nur eine Frage der Zeit, doch Goalie Pfaller verhindert mehrmals durch gute Paraden einen Rückstand.
Mitte der 1. Halbzeit wendet sich das Blatt, Donau kommt auf und erspielt sich in der Folge Vorteile. Ein Kremser Fan meint: "Der kloane Plotz liegt uns ned!" Zu einem Torerfolg vor der Pause reicht es aber auch bei Donau nicht. Es geht damit torlos in die Pause. In dieser meint eine Dame fasziniert: "So vü Leut worn scho long nimma do!"
Die Gastgeber sind nach de Pause das bessere Team, trotzdem steht es ewig lange 0:0. Ich habe bereits den Satz "Ein 0:0 der sehr guten Sorte!" im Hinterkopf, als Delic in der 86. Minute den SV Donau in Führung schießt. Die Emotionen und der Jubel nach dem Tor sind überwältigend. Selbst der Krems-Anhänger neben mir meint ehrlich: "Des is vadient!"
Das Fußball ein brutaler Sport sein kann, ist bekannt. Heute muss das der SV Donau erfahren, Starkl Kurt trifft nämlich mit der letzten Aktion in der 95. Minute per Kopf zum Ausgleich. Das Spiel wird nicht mehr angepfiffen. Während die Kremser nun mit ihren Anhängern durchdrehen, liegen die Donau-Spieler minutenlang fassungslos am Rasen. Der tosende Applaus beim Abgang ist mehr als verdient, ob er tröstet, wage ich allerdings zu bezweifeln. Sehr gut gefällt mir ein Nachwuchsspieler von Donau, der beim Abgang schon wieder Optimismus versprüht: "Nächstes Johr werd ma Masta!"
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